Familie Glass

Donnerstag, 2. April 2009

Buddy weiß alles

Manchmal frage ich mich, woher Buddy das alles weiß, ich meine, die Sache mit den Bananenfischen zum Beispiel. Oh diese Männer, die einfach alles wissen und wenn sie es nicht wissen, versuchen es herauszufinden, statt einfach die Menschen so zu lieben, dass sie ihnen den richtigen Mantel bringen können (ich weiß, dass es verflucht unfair ist, jeden auf dieser gottverdammten Welt mit Seymour zu vergleichen, aber was soll ich machen. Ich habe ihn nun einmal gekannt), und von Bananenfischen zu träumen, statt einer Forelle den Bauch aufzuschneiden.
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Samstag, 28. März 2009

Seymour und die Liebe

es hat ja nicht jeder die fähigkeit, die menschen wirklich zu lieben. ich meine sie auf diese art und weise zu lieben, dass er sie einfach nur still beobachtet und ihnen nach ablauf von, sagen wir drei stunden, den richtigen mantel zuordnen kann. seymour konnte das. und an guten tagen konnte er darüber hinaus jeden beliebigen tag so behandeln als wäre er ein geburtstag. ich meine, denkt doch um himmels willen einmal, wenigstens einmal darüber nach, was das bedeutet. oder nein, denkt nicht darüber nach. ich habe darüber nachgedacht (das ist ja der fluch, der auf unserer familie lastet, dass wir nahezu ununterbrochen nachdenken) und sofort verstanden, dass für seymour von anfang an keine chance bestand wirklich alt zu werden. im sinne von reich an jahren. wenn ihr versteht, was ich meine.
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Mittwoch, 25. März 2009

Buddy

Ich war fünfzehn, aber erst ganz kurz, als Seymour fand, es sei ein guter Tag für Bananenfisch. Die Zeit, die ich mit ihm hatte, war natürlich zu kurz, aber das war sie für alle und möglicherweise ist die Zeit, die man mit Menschen verbringt, die man liebt (oder zu lieben glaubt) immer zu kurz. Wenigstens von dem Zeitpunkt an, ab dem es unmöglich wird, sie weiter mit ihnen zu verbringen.
Es ist schon merkwürdig, wie falsch alles wird, sobald man es aufschreibt. Ist euch das auch schon aufgefallen? Diese Anfälligkeit des Ausgedachten. Ohne die man gar nicht schreiben kann...
Als ich sechsundzwanzig war, war Buddy vierzig Jahre alt und das ist schon seltsam, wenn man gemeinsam einen Schirm aufspannt, und die Erinnerungen niederregnen lässt. Und während sie regneten, betrachteten wir die frei umherlaufenden Ausschweifungen, die Unlust – weit entfernt von der Unfähigkeit – auf den Punkt zu kommen und fortzufahren, allein aus dem Grund fortzufahren, weiterzukommen und an ein wie auch immer geartetes Ziel zu gelangen. Möglicherweise ist diese Veranlagung bei Buddy am ausgeprägtesten, aber vielleicht scheint es auch nur so, weil es bei ihm einen deutlich (schwarz- auf weiß, gedruckt, ihr wisst schon diese Sache mit den Buchstaben) nachweisbaren Niederschlag findet, als Schriftsteller, Briefschreiber und Chronist unserer Familie und – nicht zuletzt – als engster Vertrauter von Seymour. Mit dem er das Zimmer teilte, die Zitate an den Wänden und den unbeugsamen Willen alle nach ihnen geborenen Mitglieder der Familie auf ihre ganz eigene Weise zu unterrichten.
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Montag, 23. März 2009

Boo-Boo

Wisst ihr woran ich heute immerzu denken muss?
An Seymours Unterwasserbrille. Jetzt wollt ihr wissen, wie sie aussah und so, dabei spielt das gar keine Rolle.
Boo-Boo hat sie zuletzt gesehen. Oder Lionel. Das ist ihr Sohn, also mein Neffe, weil Boo-Boo meine Schwester ist. (Ja, stellt euch vor, unser Schöpfer hat dafür gesorgt, dass sich unsere vielköpfige Familie fortpflanzt. Er hat uns Geburt und Tod geschenkt, bevor er uns im Stich gelassen hat. Meinetwegen nennt mich bitter oder nachtragend. Aber es gibt einfach Dinge, die kann ich niemandem verzeihen.) Genau genommen sah Boo-Boo die Unterwasserbrille unseres Bruders Seymour bevor ihr Sohn sie versenkte, sie den unergründlichen Tiefen eines stehenden Gewässers übergab. Wenn ich mich richtig erinnere, war das in diesem Sommer, als Lionel immer verschwand und sich weigerte Boo-Boo ins Boot zu lassen. Sie hat mir das immer wieder erzählt. Man kann es ihr vermutlich nicht verübeln, eine junge Mutter und dieser Knirps von viereinhalb Jahren, der ganz allein in seinem Boot sitzt, und niemanden an sich heranlässt (ganz abgesehen davon, dass er Seymours Sachen ins Wasser wirft). Ich habe bei dieser Geschichte nie nachgefragt oder sie ausgefragt oder so. Sie hatte wohl einfach immer wieder das Bedürfnis, darüber zu reden.
Ich verstehe nicht, wie man so am Unglück hängen kann, ohne es zu begreifen.
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