Franny

Montag, 10. Mai 2010

Die Muster der Wirklichkeit

Einer sagt und ein anderer denkt es zu Ende. In der Mitte häuft sich Luft auf Tapeten. Tapeten, die gehen können. Füße, Hände, Stoffballen. Nur die Knöpfe als Augen haben sie vergessen. Ich war auf diese Art blind, d.h. dass mich zutiefst langweilte, was ich schrieb.
Die Dinge drehen sich im Kreis, ohne einander zu begegnen. Die einen glauben an Kunst, die andern machen sie, weil sie am Leben verzweifeln mit diesen Regeln von Kreisen, die sich drehen ohne sich jemals zu schließen. Spirale, nicht Kreis. Trotzdem rund, und wenn man anfängt Antworten zu suchen, sollte man vielleicht aufhören zu Fragen zu stellen. An sich! Und sie nur noch an die Welt richten. Das ist einen Standpunkt beziehen, von dem man wissen kann, der Ausblick ist begrenzt, aber klar und deutlich, statt ständig den Kopf zu wenden und alles verschwimmt. Was ist Wahrheit und was sind Gedanken? Und das sind die Muster aus denen man Wirklichkeit webt.
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Mittwoch, 5. Mai 2010

Vom Lieben

Im Café sitzen, den Kaffee vor der Nase, den Platz am Fenster mit Blick auf die Nebenstraßen. Eigentlich gar nichts tun wollen, nur ab und zu einen Blick auf die Preisschilder vom Blumenladen, die der Wind auf den Weg treibt und dann diese Frage stellen; „Woran merken Sie, dass Sie jemanden lieben?“ Irgendjemandem diese Frage stellen und sich dann freuen über den entgeisterten Blick, ertappt, verunsichert, ärgerlich, und nur der sehr junge, frisch verliebte Mann mit einem Strahlen auf den Lippen und dann hält er einem den Zettel entgegen: Ich bin taubstumm. Bitte helfen Sie mir. Jetzt ist man selbst verunsichert und fragt ihn: „Was soll das bedeuten?“ Und er lacht und holt einen Zettel aus der Tasche. Darauf steht: Ich habe Hunger. Aber er dreht ihn um und schreibt: Aber lesen kann ich. Sogar in den Gesichtern. Und deswegen weiß ich, dass ich jemanden liebe.
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Mittwoch, 28. April 2010

Vom Träumen

Es ist schon seltsam, wie das Leben mit mir umspringt und dabei mag ich es doch, das Leben, nicht wie es mit mir umspringt. Ich habe von B.W. geträumt. Ich traf sie auf dem Weg zu einer Party. Sie wollte zur Party, ich nicht. Ich erinnerte mich gut an sie, sie sich kaum an mich. Ich fragte, was aus ihr geworden sei. Ich fragte: Hast du zu Ende studiert? (Warum stellte ich so dämliche Fragen im Traum?) und sie antwortete, sie sei eine geborene Plastikerin. Die Anfragen kämen von überallher. Sie habe nicht viel Zeit. Sie sei hier zwischen ihren zwei Jobs. Was der zweite Job war und ob sie Kinder hatte, diese spießigen Fragen wurde ich nicht mehr los, weil der Wecker klingelte.
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Sonntag, 11. April 2010

traumtropfen

ich bin die frau, die niemals träumt, weil mein ehrgeiz mir träume verbietet. statt dessen eigne ich mir die träume der anderen an. ich nehme die träume der näherin aus anne sextons gedicht. sie träumt nicht von nadel und faden, nicht von ihrem sohn, nicht einmal davon ein gesicht zu haben, oder von einer aufgeschrieben zu werden, die sich wirklich nichts davon verspricht. (womit wir wieder an diesem punkt wären, an dem ich über mich reden könnte. als wäre ich jemand, den es wirklich gibt und nicht nur dieses füllhorn von fragen, zu leicht für jegliches gewicht.)
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Mittwoch, 7. April 2010

von der schwerkraft

Womit ich dann schließlich den Durchbruch schaffte, war der Auftrag, eine schwedische Kurzgeschichte zu schreiben. Niemand würde sie beurteilen können, ich konnte kein Schwedisch und also konnte ich schreiben, was ich wollte, ohne mir vorher zu überlegen, ob es mir gefiel.
Seltsam, dachte ich, dieses Fallen; Gefallen, auffallen, verfallen, einfallen - das zieht einen alles nach unten. Schwerkraft vermutlich und dann kann man wohl nichts anderes schreiben als Texte um Nichts, oder eine schwedische Kurzgeschichte, wenn man kein Schwedisch beherrscht.
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Sonntag, 7. März 2010

Ein Traum

Ich bin der siebte Frosch. Ich habe vom Laub keine Ahnung. Ich lerne die Farben und sammle sie auf. Mein Ziel ist es einen Regenbogen zu errichten, unter dem ich sitze, mit einer Krone auf dem Haupt und sollte ich ihn verlassen, hält der Fänger im Roggen mich auf.
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Donnerstag, 4. März 2010

Das Ungeheuer kennt den Unterschied

Ich hatte es euch versprochen und auch wenn ich nicht weiß, wo ich anfangen soll, erzähle ich jetzt von dieser Rolle und von Iwein und warum ich unbedingt das Ungeheuer spielen wollte. Denn natürlich haben sie gesagt, ich sollte den Iwein spielen, das wäre die Hauptrolle und das Ungeheuer würde doch nur ganz kurz erscheinen und hässlich wäre es obendrein.
Aber es ist doch das Ungeheuer, das Iwein fragt, was Abenteuer sind und Iwein antwortet sehr einfältig auf Ritterart, dass er andere Ritter sucht, die er im Kampf besiegen kann, um seine Ehre zu mehren. Diese Erklärungen sind vollkommen unverständlich für das Ungeheuer, das keinen Begriff von Ehre hat. Aber was dann das Ungeheuer antwortet, dass macht es so überaus liebenswert. Es sagt: „Ich hüte die Tiere und bin ein ehrlicher Mann. Aber du sprichst seltsames Zeug. Ich verstehe kein Wort. Noch nie habe ich jemanden von Ruhm und Ehre und Abenteuer reden hören. Aber was ich verstehe, ist das: Erstens bedrückt dich die Langeweile, zweitens willst du etwas erleben, und drittens willst du dein Leben riskieren, und zwar das Ganze aus einmal...“
Es kommt doch nicht darauf an, wie lange man zu sehen ist, das Ungeheuer setzt die Geschichte in Gang. Das ist das Geheimnis. Darauf kommt es an.
Was ist der Unterschied zwischen Ohnmacht und Hilflosigkeit? Dieses Ungeheuer wusste es genau. Das war der andere Grund, diese Rolle zu spielen.
Der Dritte?
Ich bin eine Frau.
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Freitag, 26. Februar 2010

Helden

Heute morgen stand ich auf dieser Kreuzung. Neben mir stand ein Mann. Wir trugen beide einen Schirm und unsere ganz eigenen Gedanken. Parallel zueinander, in unterschiedliche Richtungen blickend. Es war ein schönes Bild wie wir da standen. Im Regen, um uns herum dichter Verkehr. Ich war auf dem Weg zu den Proben. Ich bin Schauspielerin, wie ihr sicher noch wisst, und wir proben Iwein. Ich bin das Ungeheuer, die allerschönste Rolle, aber davon erzähl ich euch später.
Der Verkehr auf meiner Seite war dichter und dann hörte ich Stimmen, die behaupteten Salinger sei tot und ich nur ausgedacht. Irgendeiner ist gestorben, aber Salinger lebt doch so lange wir seine Bücher lesen und letztendlich gibt es den Mann auf der Kreuzung nur, weil ich ihn gesehen habe. Und ob ihr es glaubt, oder nicht, nachdem ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, konnte ich meinen Schirm schließen. Es regnete noch, aber der Regen fiel um mich herum.
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Donnerstag, 7. Januar 2010

Drei Farben weiß

Ich mag die Farben in die sich die Stille hüllt. Das Geräusch der Zwischenräume. Zeiträume. Nur einen Katzensprung entfernt vom Traum.
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Dienstag, 5. Januar 2010

Weil ich den Januar mag, ohne seinen Mantel zu kennen

Der Januar hat seit jeher einen besonderen Klang für mich. Dieses "Ja" nu - ar, alles klingt nach Schnee. Nach der Bereitschaft Ja zu sagen, sich einzulassen auf 365 nagelneue Tage, die durch nichts verbunden sind mit dem was war und noch nicht verdorben durch das was sein wird wie immer.
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